Kirchensynode
2022 wurde ich als Abgeordneter meiner Kirchgemeinde Weinfelden in die Synode (Parlament) der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau gewählt. Der grosse Zuspruch, das Vertrauen haben mich sehr gefreut.
Wer Christusnachfolge ernst nimmt, ist nicht einfach nur Konsument, sondern wird auch zum Mitarbeiter. Jeder nach seinen Talenten und Möglichkeiten. Auch das bedeutet Kirche. Ganz nach dem Grundsatz «mach was chasch, mit dem was häsch, dött, wod bisch» biete ich mich mit meiner Verwurzelung vor Ort und meinem Netzwerk in der Kirche, Politik und Verwaltung und mein Engagement dort an, wo ich es am besten einbringen kann. Sei es aufgrund meiner Fähigkeiten, beruflichen Erfahrungen, aber auch zeitlichen Möglichkeiten.
Mir ist wichtig, dass die Kirche ihren reformatorischen Grundsätzen treu bleibt, sich immer wieder selbst reflektiert und eben auch reformiert. Dabei soll sie sich nicht um sich selbst drehen, wohl aber sorgsam mit den Ressourcen – Menschen und Finanzen – umgehen. Ich möchte das Amt mit Respekt angehen, aber auch einer gewissen Demut, zunächst einmal zuhören, mitdiskutieren und versuchen, unterschiedliche Positionen einander näherzubringen. Unterschiede dürfen wir erkennen und benennen, auch mal etwas stehenlassen. Gemeinsames gilt es zu stärken, damit wir uns selbstbewusst als immer noch gesellschaftlich relevante Institution positionieren können.
Ich interessiere mich als Historiker für die gesellschaftlichen, politischen Fragen, denen sich die Landeskirche heute zu stellen hat. Wichtig sind mir aber auch inhaltliche, theologische Fragen und die Grundlagen unserer Kirche. Ich habe während vier Jahren die Zürcher Kampagne zum Reformationsjubiläum mitkuratiert, das Gesamtprojekt für die Landeskirche konzipiert und darin zahlreiche Vorhaben begleiten dürfen. Vielleicht ist Ihnen noch der Zwingli-Film in Erinnerung, den die Landeskirche auch begleiten durfte. Gerade Zwingli – auf dem Höhepunkt des Reformationsgeschehens in meinem Alter – hat mich als Person fasziniert und inspiriert.
Viele Veränderungen fordern uns als Institution, aber auch unsere Theologie heraus. Was sind unsere Antworten darauf? Nicht alle Milieus suchen das Gleiche und so wie sich der Mensch im Laufe seines Lebens verändert, verändern sich auch seine Fragen und Bedürfnisse. Dem würde ich gerne mehr auf den Grund gehen.
Ich bin zeitlebens ein suchender Mensch und möchte ein Teil dieser Kraft nicht nur für mich, sondern auch für meine Umwelt nutzen. Das tue ich als Historiker, aber auch als Kirchenbürger.
Veränderungen und Krisen sind Herausforderungen, aber auch Chancen: Wir können den Menschen in der heutigen Zeit wieder bewusst machen, dass Kirche ein unglaubliches Angebot bereithält: Zum Beispiel, wie es seit der Reformation heisst, die Verkündigung der befreienden Botschaft des Evangeliums. Kirche mit ihren Strukturen und Beziehungen bietet aber noch etwas ganz anderes: Sie verschenkt Zeit. Zeit und Hinwendung. Sie ist eine Oase mitten im Alltagsstrudel mit all seinen Anforderungen. Jenseits von Verdienen Müssen, überhaupt ein Auge im Orkan des Müssens. Hier darf man. Und das fängt bei guten Beziehungen an. An diesen arbeite ich mit, gebe mich als Person hinein und stelle mich zur Verfügung. Ich engagiere mich zum Beispiel in einem Hauskreis und denke grundsätzlich bei Fragen des Glaubens und der Theologie, bei gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Entwicklungsfragen und den Antworten für uns als Kirche und Gemeinde mit. Dafür bietet das Engagement bei der Synode eine ideale Plattform, wo ich mich als Sprachrohr in beide Richtungen anbiete. Und dies, ohne mich an Etiketten und Parteiiungen aufzuhalten.
Vorstösse und Tätigkeiten
Synode vom 24. Juni 2024 bzw. November 2024
Interpellation „Wie bleibt die Kirche im Dorf? Eine kirchliche Immobilienstrategie“.
